Liebe, Gesundheit und die ganze Welt sehen
Ich wache auf mit dem Gedanken an diesen hochgewachsenen Fremden, der mir abends im Restaurant gegenüber gesessen hatte. Irgendwo hatte ich ihn schon mal gesehen. Oder erinnerte er mich nur an irgend jemanden? Am Fenster bietet sich mir ein ähnliches Bild, wie bei meiner Ankunft: die Luft ist gelb und regenschwer. Als habe die Stadt ihre Faszination nach einem nächtlichen Spuk verloren.
Das kleine Frühstücksbuffet empfängt mich in einem ausgeräuberten Zustand. Die meisten anderen Gäste sind wohl schon in aller Frühe hier durchgeeilt. Hanoi scheint eine Durchgangsstation, auf dem Weg in den grünen Norden, nach Sa Pa oder in die Ha Long Bucht. Ich nehme mir die restlichen zwei Scheiben Toast mit der unvermeidlichen Orangenmarmelade. Über den Tag würde ich sicher irgendwo eine dieser wunderbaren Reisnudelsuppen bekommen.
Es hilft nichts, draußen ist es mit gefühlten fünfzehn Grad eher kühl und meine an den Ellenbogen schon fadenscheinige Jeansjacke muss wieder herhalten. Eigentlich hatte ich gehofft, diesem langen deutschen Winter ein Schnippchen zu schlagen. Eine naive Hoffnung, denn Hanoi ist nicht tropisch, sondern subtropisch und damit eher kühl. Ich laufe also vage Richtung Hoan-Kiem-See. Ein Name, der mich immer amüsiert, weil er so nah an dem urbayerischen Hohenchiemsee ist. Dieser Name hier bedeutet allerdings "See des zurückgegebenen Schwertes" und ich hatte ihn gestern auf meinem Heimweg schon gesehen, ruhig und glatt, wie ein schwarzes Seidentuch.
In der Ferne glimmt bereits unwirklich verschwommen eine rote Holzbrücke durch die dampfige Luft und sagt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich erreiche eine märchenhafte Szenerie. Die Holzbrücke, ein spielzeugartiger Steg führt zu einem Tempeltor mit leuchtend gelben Drachen und himmelblauen Fischen. Alles trägt sehr poetische Namen. Ich bin über die Brücke der Aufgehenden Sonne gewandelt und befinde mich nun am Jadebergtempel. Ich fühle mich in eine zauberische Welt versetzt. Ein Eindruck der noch durch die Gebetshandlungen der Einheimischen, die große Bündel gelber Räucherstäbchen anzünden, während des Gebetes über ihren Kopf halten, und das Bündel dann in einen riesigen mit Drachen geschmückten Bronzekessel stecken. Von der Decke hängen Räucherspiralen mit gelben Wunschzetteln darin. Einige sind in deutscher Sprache ausgestellt und ich stelle mich unter einen, auf dem steht: Liebe, Gesundheit und die ganze Welt sehen.
Das kleine Frühstücksbuffet empfängt mich in einem ausgeräuberten Zustand. Die meisten anderen Gäste sind wohl schon in aller Frühe hier durchgeeilt. Hanoi scheint eine Durchgangsstation, auf dem Weg in den grünen Norden, nach Sa Pa oder in die Ha Long Bucht. Ich nehme mir die restlichen zwei Scheiben Toast mit der unvermeidlichen Orangenmarmelade. Über den Tag würde ich sicher irgendwo eine dieser wunderbaren Reisnudelsuppen bekommen.
Es hilft nichts, draußen ist es mit gefühlten fünfzehn Grad eher kühl und meine an den Ellenbogen schon fadenscheinige Jeansjacke muss wieder herhalten. Eigentlich hatte ich gehofft, diesem langen deutschen Winter ein Schnippchen zu schlagen. Eine naive Hoffnung, denn Hanoi ist nicht tropisch, sondern subtropisch und damit eher kühl. Ich laufe also vage Richtung Hoan-Kiem-See. Ein Name, der mich immer amüsiert, weil er so nah an dem urbayerischen Hohenchiemsee ist. Dieser Name hier bedeutet allerdings "See des zurückgegebenen Schwertes" und ich hatte ihn gestern auf meinem Heimweg schon gesehen, ruhig und glatt, wie ein schwarzes Seidentuch.

Ingrid Walter - 2. Juli, 09:00