Romantische Schutzhütte: Café Laumer in Frankfurt
Unter einigen anderen lokalen Meldungen fand ich heute die Nachricht von der Insolvenz des Café Laumer, die mich doch betroffen machte. Denn das traditionsreiche Frankfurter Kaffeehaus war mir in diesem Sommer eine ganz besondere Herberge. Eine Art romantische Schutzhütte vor der Sachlichkeit des modernen Business. Ich schätze die altmodische Atmosphäre, die hier herrscht, den besonders charakteristischen Geruch nach alten Butterplätzchen. Hier tragen die Bedienungen noch kleine, weiße Schürzen, hier versprühen sie noch die sprichwörtlich raue Frankfurter Herzlichkeit.

Meine Bürozeiten waren angefüllt mit elektronischen Nachrichten auf dem kleinen, weißen Bildschirm meines I-Phones oder auf dem größeren grauen Bildschirm meines Laptops. Nur selten läutete das Telefon. Seit es elektronische Nachrichten gibt, drücken sich die Menschen vor echten Gesprächen.
Das Café Laumer bot die Chance, dieser abstrakten digitalen Welt für eine halbe Stunde gänzlich zu entfliehen. Es war eine Oase der guten alten Zeit und der Beweis dafür, dass sich manche Dinge Gottseidank nicht ändern. Hier war nichts digital. An der Theke musste man warten, bis man drankam - und das konnte dauern. Man musste sich disziplinieren und rasch eine Torte auswählen, für die man ein Nummernzettelchen erhielt. Mit diesem Zettelchen begab man sich an einen freien Tisch und wartete auf die Bedienung im weißen Schürzchen. Diese Bedienungen hatten ein Alter, dass ihrem Berufsstand entsprach, und eine entsprechende Figur, die vom Schürzchen eng zusammengehalten wurde.
Ich wurde dort als "Dame" angesprochen und konnte mich eine halbe Stunde lang so fühlen. Während ich mir in meinem Büro eher wie ein Neutrum vorkam, wie irgendeine gesichtslose Antwortmaschine. Das Laumer war ein Ort, der inspirierte, weil er so gar nicht in die heutige Welt passte. Hier nahm ich regelmäßig mein kleines Notizbuch heraus und schrieb ein paar Gedanken auf - mit der Hand. Damit bremste ich das Karussell in meinem Kopf für eine kleine Weile aus. Beim Anblick der samtbezogenen Bänkchen kamen mir beispielsweise Erinnerungen an meine Großmutter. Wie sie in solchen Cafés nur mit einem Pelzhut saß, wie sie sich die Lippen rot bemalte, die Nase puderte.

Als ich im November zum letzten Mal dort war, feierte ich mein Entkommen aus dem nahegelegenen Büro, mit einem Glas Prosecco und hörte mit Bestürzen, dass der Inhaber gerade gestorben war. Damit kündigte sich bereits die Vergänglichkeit dieser Institution an und man kann nur hoffen, dass neue Betreiber einen Sinn haben für diesen Ort und nicht dem in der Meldung angesprochenen "Renovierungsstau" nachgeben. Denn so wie das Laumer gibt es kaum noch ein Café in Frankfurt. Hier schwebt noch der Geist von Literaturcafé und Caféhausliteratur durch die Räume. So sah ich zum Beispiel einige Male Wilhelm Genazino auf der Terrasse seinen Kaffee trinken.

Meine Bürozeiten waren angefüllt mit elektronischen Nachrichten auf dem kleinen, weißen Bildschirm meines I-Phones oder auf dem größeren grauen Bildschirm meines Laptops. Nur selten läutete das Telefon. Seit es elektronische Nachrichten gibt, drücken sich die Menschen vor echten Gesprächen.
Das Café Laumer bot die Chance, dieser abstrakten digitalen Welt für eine halbe Stunde gänzlich zu entfliehen. Es war eine Oase der guten alten Zeit und der Beweis dafür, dass sich manche Dinge Gottseidank nicht ändern. Hier war nichts digital. An der Theke musste man warten, bis man drankam - und das konnte dauern. Man musste sich disziplinieren und rasch eine Torte auswählen, für die man ein Nummernzettelchen erhielt. Mit diesem Zettelchen begab man sich an einen freien Tisch und wartete auf die Bedienung im weißen Schürzchen. Diese Bedienungen hatten ein Alter, dass ihrem Berufsstand entsprach, und eine entsprechende Figur, die vom Schürzchen eng zusammengehalten wurde.
Ich wurde dort als "Dame" angesprochen und konnte mich eine halbe Stunde lang so fühlen. Während ich mir in meinem Büro eher wie ein Neutrum vorkam, wie irgendeine gesichtslose Antwortmaschine. Das Laumer war ein Ort, der inspirierte, weil er so gar nicht in die heutige Welt passte. Hier nahm ich regelmäßig mein kleines Notizbuch heraus und schrieb ein paar Gedanken auf - mit der Hand. Damit bremste ich das Karussell in meinem Kopf für eine kleine Weile aus. Beim Anblick der samtbezogenen Bänkchen kamen mir beispielsweise Erinnerungen an meine Großmutter. Wie sie in solchen Cafés nur mit einem Pelzhut saß, wie sie sich die Lippen rot bemalte, die Nase puderte.

Als ich im November zum letzten Mal dort war, feierte ich mein Entkommen aus dem nahegelegenen Büro, mit einem Glas Prosecco und hörte mit Bestürzen, dass der Inhaber gerade gestorben war. Damit kündigte sich bereits die Vergänglichkeit dieser Institution an und man kann nur hoffen, dass neue Betreiber einen Sinn haben für diesen Ort und nicht dem in der Meldung angesprochenen "Renovierungsstau" nachgeben. Denn so wie das Laumer gibt es kaum noch ein Café in Frankfurt. Hier schwebt noch der Geist von Literaturcafé und Caféhausliteratur durch die Räume. So sah ich zum Beispiel einige Male Wilhelm Genazino auf der Terrasse seinen Kaffee trinken.
Ingrid Walter - 26. Dezember, 13:24