Nächtliches Hanoi
Mein Zimmer ist freundlich und bietet Platz. Auch einen kleinen Schreibtisch und Internetanschluss. Nachdem ich ein paar Kleider, die verkrumpeln könnten, aus dem Koffer genommen habe, setze ich mich hin, klappe mein Laptop auf, schreibe eine E-Mail an meine Eltern und versuche, die ersten Eindrücke festzuhalten. Die Zeilen verschwimmen. Eigentlich ist es früher Nachmittag, aber ich weiß nicht genau, was es eigentlich ist. Mein Körper sagt Abend und müde. Ich wage noch einen Blick aus dem Fenster hoch über dem Gewimmel, dann gehorche ich dem Diktat meines Körpers und lege mich aufs Bett. Die Geräusche der Straßen tragen mich davon in einen mühelosen Dämmerschlaf. So halten es wohl die meisten Vietnamesen um diese unbarmherzig milchigschwere Nachmittagszeit.
Als ich erwache, ist es bereits nachtschwarz. Ich schrecke ein wenig hoch, bei dem Gedanken, dass es vielleicht schon zu spät für ein Abendessen sein könnte. Mein iPhone, einzig verlässlicher Zeitmesser, sagt sieben. Das beruhigt mich. Ich nehme im Badezimmer eine Dusche und ziehe meinen lila Rock und ein fliederfarbenes Top an. Das sieht ein bisschen nach Zwanziger Jahre aus, erinnert mich an Marguerite Duras Heldin aus dem "Liebhaber" und ich gefalle mir in dieser, meiner eigenen Vorstellung der Schriftstellerin, auf deren Spuren ich hier wandeln werde. Nicht allein auf den Spuren von Orts- und Straßennamen. Nein, ich hoffe etwas aufzufangen von dem sinnlichen Erlebnis Vietnams.
Ich werfe mein helles Fransenlederbeutelchen um und gleite hinaus in die Nacht. Es fühlt sich wahrhaftig an wie gleiten, denn diese Abendluft scheint dick von Feuchtigkeit und Schwärze, vom Tosen der Mopeds und vom Gleißen der Lichter.
Die Straße sieht anders aus als am Tag, hat sich in ein pulsierendes Marktgeschehen verwandelt. Der Gehsteig ist eine einzige große Ladenfläche voller Sandalen, Ölbilder und perlenbestickten Täschchen, dazwischen immer wieder kleine Schankstuben mit roten Miniplastikhockern, auf denen große Weiße unbequem, aber amüsiert Platz nehmen. Ich lasse mich führen von meinen Augen, starre alles an, staunend über die Buntheit und dieses ganze Durcheinander, das doch irgendeiner fremden Ordnung zu gehorchen scheint. Oft muss ich springen, weil ein Moped vorbeifährt, mich fast berührt oder weghupt.
Nach einer Weile entdecke ich einen schönen, hohen Gastraum mit großen Ventilatoren an der Decke und der Aufschrift Câ-phé über der Tür. Ein Treffpunkt für Globetrotter aus aller Welt. Ein wenig touristisch, aber schön. Ich bestelle gedünstetes Rindfleisch mit Reisnudeln und genieße mein erstes vietnamesisches Mahl. Am Tisch gegenüber sortiert ein hochgewachsener Weißer mit dunkelblondem Haar den Koriander aus seiner Frühlingsrolle. 
Als ich erwache, ist es bereits nachtschwarz. Ich schrecke ein wenig hoch, bei dem Gedanken, dass es vielleicht schon zu spät für ein Abendessen sein könnte. Mein iPhone, einzig verlässlicher Zeitmesser, sagt sieben. Das beruhigt mich. Ich nehme im Badezimmer eine Dusche und ziehe meinen lila Rock und ein fliederfarbenes Top an. Das sieht ein bisschen nach Zwanziger Jahre aus, erinnert mich an Marguerite Duras Heldin aus dem "Liebhaber" und ich gefalle mir in dieser, meiner eigenen Vorstellung der Schriftstellerin, auf deren Spuren ich hier wandeln werde. Nicht allein auf den Spuren von Orts- und Straßennamen. Nein, ich hoffe etwas aufzufangen von dem sinnlichen Erlebnis Vietnams.
Ich werfe mein helles Fransenlederbeutelchen um und gleite hinaus in die Nacht. Es fühlt sich wahrhaftig an wie gleiten, denn diese Abendluft scheint dick von Feuchtigkeit und Schwärze, vom Tosen der Mopeds und vom Gleißen der Lichter.
Die Straße sieht anders aus als am Tag, hat sich in ein pulsierendes Marktgeschehen verwandelt. Der Gehsteig ist eine einzige große Ladenfläche voller Sandalen, Ölbilder und perlenbestickten Täschchen, dazwischen immer wieder kleine Schankstuben mit roten Miniplastikhockern, auf denen große Weiße unbequem, aber amüsiert Platz nehmen. Ich lasse mich führen von meinen Augen, starre alles an, staunend über die Buntheit und dieses ganze Durcheinander, das doch irgendeiner fremden Ordnung zu gehorchen scheint. Oft muss ich springen, weil ein Moped vorbeifährt, mich fast berührt oder weghupt.


Ingrid Walter - 25. Juni, 15:56