Die Farfalle-Esserin oder ein Nachmittag im Lesecafé
Eine einsame Frau in blauem Kleid isst Farfalle. Ab und zu hebt sie den blonden Kopf, blickt in irgendeine undefinierbare Richtung. Sie schlägt die Zeit tot mit diesen Farfalle. Über mir aus der Box klingt "Senza una donna". Tassen klirren und die Bedienung ruft "Aranciata Spremuta" in die Küche.
Das alles spielt sich in Sachsenhausen ab, im Lesecafé, wo ich ganz hinten, im schönen Wintergarten sitze und in einem Roman blättere. Es ist ein Buch, in das man schwer hineinfindet. Die Tür ins Freie ist offen und draußen hupft eine offenbar junge Krähe ein bisschen unbeholfen um eine Porzellanschüssel mit Wasser. Es ist sehr heiß geworden, auf einmal. Heute Morgen sah es noch nicht danach aus, aber plötzlich ist der Sommer ausgebrochen und mit ihm diese Italianità. Seltsam, wie das passt, dieser alte Dielenboden, dieser alte Korbsessel, seltsam, wie man sich plötzlich versetzt fühlt an einen ganz anderen Ort, in eine ganz andere Zeit. Ich lege den Roman weg und schlage mein Notizbuch auf.
Die Farfalle-Esserin schiebt den Teller weg, sucht in ihrer Handtasche einen Spiegel, zieht sich die Lippen nach. Unter dem Spitzensaum des Kleides lugt ihr Fuß hervor, ein kleiner Fuß, in zartem schwarzen Riemchenschuh. Sie wippt mit diesem kleinen Fuß, sieht ihn an.
Sie sitzt strategisch gut platziert, an einem kleine Tisch vor der Heizung, im Einfallwinkel der Tür. Mir kommt der Gedanke, dass sie sich hier für jemanden inszeniert hat. Der Teller wird weggeräumt und ein Espresso gebracht. Sie trinkt und blickt wieder umher, streift mich beiläufig mit den Augen. Der Anflug eines Lächelns, aber auch einer Frage, dann schnell wieder auf den eigenen wippenden Fuß. Sie ist nicht wirklich schön, aber in diesem ganzen stimmigen Bild, wirkt sie anziehend, geheimnisvoll. Dann plötzlich hebt sich wieder ihr Kopf, blickt zur Tür. Ein reizendes, aufrichtiges Lächeln.
Ein Mann, nicht alt, nicht groß, nicht halb so gut gekleidet wie die Farfalle-Esserin, ist eingetreten. Schwarzes Haar, schwarz und glänzend wie die Federn der jungen Krähe, denke ich, als er sich über die Farfalle-Esserin beugt. Er setzt sich und schaut sich um, streift meinen Blick, schlägt die Augen nieder. Sie wechseln winzige Worte, lächeln viel. Die Bedienung kommt und nimmt eine Bestellung auf. Er fragt auf italienisch, aus welchem Teil des Landes sie kommt. Sizilien, antwortet sie. Wie ich, sagt er. Die Farfalle-Esserin lächelt. Sie hat den richtigen Ort gewählt.
Er bekommt seinen Kaffee, trinkt ihn in einem Zug und lächelt der Farfalle-Esserin zu. Sie erhebt sich und nimmt ihre Tasche. Ich höre die Beiden noch an der Theke mit der Sizilianerin leise lachen. Sie verlassen das Café.
Die junge Krähe steht in der Porzellanschüssel und nimmt ein Bad. Die Sonne flirrt in den den Wassertropfen. Es geht kein Lüftchen.
Das alles spielt sich in Sachsenhausen ab, im Lesecafé, wo ich ganz hinten, im schönen Wintergarten sitze und in einem Roman blättere. Es ist ein Buch, in das man schwer hineinfindet. Die Tür ins Freie ist offen und draußen hupft eine offenbar junge Krähe ein bisschen unbeholfen um eine Porzellanschüssel mit Wasser. Es ist sehr heiß geworden, auf einmal. Heute Morgen sah es noch nicht danach aus, aber plötzlich ist der Sommer ausgebrochen und mit ihm diese Italianità. Seltsam, wie das passt, dieser alte Dielenboden, dieser alte Korbsessel, seltsam, wie man sich plötzlich versetzt fühlt an einen ganz anderen Ort, in eine ganz andere Zeit. Ich lege den Roman weg und schlage mein Notizbuch auf.
Die Farfalle-Esserin schiebt den Teller weg, sucht in ihrer Handtasche einen Spiegel, zieht sich die Lippen nach. Unter dem Spitzensaum des Kleides lugt ihr Fuß hervor, ein kleiner Fuß, in zartem schwarzen Riemchenschuh. Sie wippt mit diesem kleinen Fuß, sieht ihn an.
Sie sitzt strategisch gut platziert, an einem kleine Tisch vor der Heizung, im Einfallwinkel der Tür. Mir kommt der Gedanke, dass sie sich hier für jemanden inszeniert hat. Der Teller wird weggeräumt und ein Espresso gebracht. Sie trinkt und blickt wieder umher, streift mich beiläufig mit den Augen. Der Anflug eines Lächelns, aber auch einer Frage, dann schnell wieder auf den eigenen wippenden Fuß. Sie ist nicht wirklich schön, aber in diesem ganzen stimmigen Bild, wirkt sie anziehend, geheimnisvoll. Dann plötzlich hebt sich wieder ihr Kopf, blickt zur Tür. Ein reizendes, aufrichtiges Lächeln.
Ein Mann, nicht alt, nicht groß, nicht halb so gut gekleidet wie die Farfalle-Esserin, ist eingetreten. Schwarzes Haar, schwarz und glänzend wie die Federn der jungen Krähe, denke ich, als er sich über die Farfalle-Esserin beugt. Er setzt sich und schaut sich um, streift meinen Blick, schlägt die Augen nieder. Sie wechseln winzige Worte, lächeln viel. Die Bedienung kommt und nimmt eine Bestellung auf. Er fragt auf italienisch, aus welchem Teil des Landes sie kommt. Sizilien, antwortet sie. Wie ich, sagt er. Die Farfalle-Esserin lächelt. Sie hat den richtigen Ort gewählt.
Er bekommt seinen Kaffee, trinkt ihn in einem Zug und lächelt der Farfalle-Esserin zu. Sie erhebt sich und nimmt ihre Tasche. Ich höre die Beiden noch an der Theke mit der Sizilianerin leise lachen. Sie verlassen das Café.
Die junge Krähe steht in der Porzellanschüssel und nimmt ein Bad. Die Sonne flirrt in den den Wassertropfen. Es geht kein Lüftchen.
Ingrid Walter - 21. Juni, 15:19